Drosselkom, Steuern, Australien…

Drosselkom

Viel ist in Bewegung im deutschen Lande. Leiser nicht zum Wohle der User. Für alle die es noch nicht mitbekommen haben (was eigentlich unmöglich ist): Die deutsche Telekom schafft das freie Internet ab. Wie ich zu dieser Aussage komme? Lassen wir uns mal auf ein Gedankenspiel ein:

 

Ich bin (zum Glück) kein Telekom Kunde. Aber leider sind (noch) viele meiner Verwandten/Bekannten Telekom Kunden. Zum Glück nicht mehr lange. Die Telekom verkauft momentan nur noch Mini-Leitungen. Angepriesen wird das als DSL 16.000 oder vDSL mit bis zu 50.000 kbit/s. In Wirklichkeit sind das alles aber nur „T-DSL light“ Flatrates mit kurzzeitigem Geschwindigkeits-Boost. Und dafür sollen die deutschen Verbraucher aber dasselbe bezahlen. Internet wie in den 90ger Jahren.

Der Clou: Die Telekom eigenen Dienste sind von der Volumendrossel natürlich ausgenommen. Kommt man bei einem neuen DSL 16.000der Anschluss über 75GB/Monat wird die Leitung auf ein absolutes Minimum gedrosselt. Allerdings sind die Telekom-eigenen Dienste davon ausgenommen. Angeblich weil das „kein regulärer Internetverkehr“ ist.

Was ist „regulärer Internetverkehr“? Scheinbar hat da die Telekom eine ganz eigene, verzerrte Sichtweise. Beispielsweise das Telekom-TV. Angeblich ein „Managed Service“ der nicht zu dem „normalen“ Internetverkehr zählt. Meine Auslegung hier: Dieser „Managed Service“ läuft über dieselbe Leitung, nutzt dieselbe Infrastruktur und belegt Bandbreite. Wenn ich eine 16.000der DSL Leitung habe und gerade Telekom-TV kucke, steht mir in diesem Moment nicht mehr meine volle 16.000der Leitung zur Verfügung. Meine Bandbreite ist eingeschränkt. Ergo ist das für mich ganz gewöhnlicher Internettraffic.

Anwendungsbeispiel: Familie Meier, Vater mit Laptop, Mutter mit Tablet und Kinder mit jeweils eigenen PC, Videospielkonsole und Smartphone sind Online. Die Familie hat einen DSL 16.000 Anschluss (bei dem aber nur 8.000 ankommen weil der Verteiler zu weit weg ist). Die Kinder sehen sich YouTube Videos an, die Mutter liest sich durch ein paar online-zeitungen während Vater zuhause noch an ein paar Dokumenten arbeitet und die noch in die Firma schicken will. Plötzlich ZAPP ist das wundervolle Internet gedrosselt. Und nun ist das Geschrei groß. Vater kann nicht mehr arbeiten weil alles im Schneckentempo läuft, die schönen online-Zeitungen mit dem ganzen Java und Flash Animationen brauchen stunden um zu laden, und YouTube kann man ohnehin komplett vergessen.

Was ist das Resultat? Na ganz einfach! Die Kinder bekommen das Verbot für YouTube, weil das zu viel Traffic verbraucht. Die Mutter treibe sich nur noch auf den zweitklassigen T-Online Seiten herum und der Vater versucht so wenig wie möglich hin und her zumailen weil das alles Traffic verbraucht. Telekom Kunden werden dazu „genötigt“ andere Anbieter zu ignorieren, da man sonst schnell in die Retro-Internet-Falle tappt. Man könnte ja auch die zusatzgebühr bezahlen um wieder schneller im Internet zu sein, aber ich bitte euch, wer macht das denn?

Zeit zu wechseln! Es gibt genug andere Anbieter die diesen Mist nicht mitmachen. „Das Internet kollabiert, weil wir zu viel surfen.“ Das ist die Aussage der Telekom. Allerdings gibt es ein wirklich interessantes Statement von Viprinet: Es gibt massive Überkapazitäten an Bandbreite die nicht genutzt wird. [Link] Also alles nur Geldschneiderei des rosa Riesen.

Überwachung des Kunden

Auch das sehen nur wenige. Mit den neuen Verträgen wird der Endkunde vollüberwacht. Alles was man Internet anklickt und lädt wird von der Telekom protokolliert und analysiert. Wie sonst will man herausfinden ob der Kunde nun einen managed Service oder einen „regulären Traffic“ überträgt? DANKE TELEKOM! Wir haben offiziell zwar keine Vorratsdatenspeicherung, aber ihr habt nun zumindest die Deep Packet Inspection eingeführt.

Zum Glück bin ich kein Telekom Kunde. Und die Leute die ich betreue, werden auch bald keine Telekom Kunden mehr sein. Fuck You Telekom. Ich will nicht ins digitale Steinzeitalter zurückkehren!

Achja: Ratet mal wem die Domain T-Offline.de gehört? einfach bei der Denic mal nachfragen. Das geht auch online! Hier mal das Ergebnis:

toffline

Apropos Deutschland…

An dieser Stelle möchte ich mich beim Fiskus dafür bedanken, dass ihr mir die Hosen ausgezogen habt. Sagtmal GEHT’S NOCH? Ich arbeite mir 2 Jahre lang den Rücken krumm, hänge mich in meinen Job rein, teilweise auch in meiner Freizeit um ein ordentliches Gehalt zu bekommen. Die Firma macht einen guten Gewinn und schüttet einen großen Teil des Gewinns an die Mitarbeiter aus, die sich ALLE reingehängt haben.

Dann bekomme ich, nach meiner Kündigung, meine Prämien ausgezahlt und ich erhalte NUR 33% MEINES(!) VERDIENTEN GELDES? Sagtmal HACKT ES ODER WAS? Wofür arbeite ich hier in diesem besch……eidenen System überhaupt? Dafür das ich 10.000€ FÜR NICHTS(!) an den Staat zahlen darf? Nicht mit mir. Und da kommen wir schon zum letzten Thema:

 

„Home is where the heart is“ – Und mein Herz ist momentan bei meiner besseren Hälfte in Australien. Nachdem sich nun doch einiges Angehäuft hat: Steuern, Eurokrise, Europolitik, zusammenstreichen der Sozialleistungen, Melken der Steuerzahler auf allen Ebenen, immer mehr Überwachung… Werde ich den Schritt wagen, den ich eigentlich schon seit Jahren plane. Ich werde Deutschland und Europa verlassen.

Letzten Samstag hatte ich meinen IELTS Sprachtest, und meinem Gefühl nach wird das ein verdammt gutes Ergebnis. Momentan bin ich dabei mein Skills Assessment zusammenzutragen. Beziehungsweise die dafür benötigten Dokumente. Nachdem ich gemerkt habe dass ich 140 IT-Schulungszertifikate habe denke ich mal dass es auch hier keine Schwierigkeiten geben wird. Zu hoffen ist es auf jeden Fall.

 

Ich hoffe mal dass es bald heißt: Hallo Australien.

 

Hier noch ein paar Links zum Thema Drosselkom:

http://stadt-bremerhaven.de/telekom-drosselung-das-schreibt-ein-insider/

http://www.zeit.de/digital/internet/2013-04/telekom-netzneutralitaet-drossel

http://www.pcgameshardware.de/Wirtschaft-Thema-238882/News/Telekom-Netzneutralitaet-nicht-gefaehrdet-1067294/

Über Arsimael Inshan

Ich arbeite als IT-Sicherheitstechniker bei einem der weltweit größten Softwarehersteller. Neben meinem Hauptaufgabenfeld in der IT-Sicherheit für Clouds und Rechenzentren beschäftige ich mich intensiv mit allgemeinen Themen der IT-Sicherheit im Alltag. Zusätzlich setze ich mich durch Tipps und Tricks dafür ein, dass das freie Linux-Betriebssystem mehr Anerkennung findet.

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