Corona Kontaktverfolgung (done right)

Heute hat unsere Regierung beschlossen Bußgelder für Falschangaben bei Corona- Kontaktlisten zu verhängen. (Quelle: tagesschau.de)

Eigentlich ist es schade dass es überhaupt Falschangaben gibt, aber ich kann das durchaus verstehen. Ich möchte auch nicht meinen Namen überall lesbar in irgendwelchen Listen stehen haben. Wer garantiert mir das diese Listen vernichtet werden? Oder dass diese Listen richtig behandelt werden? Name, Adresse und Telefonnummer? Big Nope.

Die Kontaktlisten sind dafür da, um nachzuvollziehen wenn ein Bestätigter Corona-Fall im gleichen Restaurant war und man sich gegebenenfalls angesteckt haben könnte.

Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht gegen diese Listen. Die IDEE dahinter ist brillant. Aber datenschutztechnisch ein kompletter Albtraum. Coole Idee, scheiße umgesetzt. Dabei wäre es eigentlich SEHR einfach. Wir haben die Technik, wir haben die Möglichkeiten.

Wie es momentan ist:

Ich gehe in ein Restaurant. Will ich da bleiben und mein Essen genießen, eventuell mit Begleitung, muss ich auf einem nicht-standardisierten Formular persönliche Daten angeben. Von „Name, Kontaktmöglichkeit“ bis hin zu „Name, Geburtsdatum, Adresse, Telefonnummer, email Adresse“ habe ich schon alles gesehen. Diese Listen liegen meist offen am Eingang und jeder kann sie einfach einsehen, abfotografieren, oder – zumindest in einem erlebten Fall – einfach mitnehmen (‚College block‘ mit einem Schild „Bitte gemäß Corona-Kontaktlistenverordnung eintragen“).

(Positivbeispiel: Vorbereitete Formulare mit „Name und Kontaktmöglichkeit“ welcher dann in einen Briefkasten geworfen werden musste. Der Briefkasten (wirklich der offizielle Briefkasten des Restaurants) war Teil der Hauswand und man konnte die Zettel auch nicht mehr erreichen, da diese direkt in das innere des Hauses geführt wurden.)

In den Nachrichten habe ich immer wieder gelesen dass diese Kontaktlisten in zunehmenden Maße zweckentfremdet werden. Größtenteils von der Polizei um Straftaten zu klären, wohl aber auch um einen Ladendieb ausfindig zu machen.

Sorry, aber: WHAT THE FUCK?

Die Kontaktlisten sind NUR und AUSSCHLIESSLICH dazu bestimmt im Falle einer Corona-Infektion wie in Garmisch-Partenkirchen die Besucher zu kontaktieren und zu Informieren.

FÜR NICHTS ANDERES!

Da unsere Politik hier (mal wieder) hart verkackt (Also beim Durchgreifen und Abstellen dieses Missbrauchs) und dem einen Riegel vor zu schieben, habe ich mir überlegt wie ich es machen würde:

Sinn der Kontaktlisten:

Für den Fall dass jemand der mit dem Covid-19 Virus infiziert ist das Restaurant besucht und andere Gäste ansteckt, braucht man eine Möglichkeit diese Person zu Kontaktieren und darüber zu informieren. (Weitere Schritte wie Tests, Quarantäne, usw. folgen)

Wie könnte man es (richtig) machen?

Naja, nehmen wir uns ein Beispiel an der Corona-Warn-App. Mein Gerät speichert mit welchen Geräten ich wann in Kontakt war. Wird der Inhaber eines dieser Geräte Positiv getestet, werden intern die Kontaktketten nachvollzogen und ich werde informiert, oder nicht. Dieses Prinzip lässt sich prima auf die Kontaktlisten übertragen.

1. Ich entscheide mich auszugehen. Vorher generiere ich ein paar zufällige email Adressen. Etwa „2020-09-29.xzhs7fh3@it-native.de“ wobei die letzten 8 Stellen komplett zufällig sind. Diese Liste nehme ich mit.

2. Besuche ich ein Restaurant, gebe ich eine dieser email Adressen an, und notiere mit wo ich diese email Adresse angegeben habe, und von Wann bis Wann ich mich dort aufgehalten habe.

3. Ich hebe die Liste drei Wochen lang auf.

Gibt es keinen Zwischenfall:

Ich lösche die email Adressen welche das Datum 2020-09-29 haben und werfe die Liste weg.

Gibt es einen Zwischenfall:

Ich gleiche mit den zuständigen Behörden ab wann die infizierte Person das Restaurant besucht hat. War ich exponiert, lasse ich mich schnellstmöglich testen. Ist mein Test positiv, übergebe ich alle Listen seit dem Punkt an dem ich mich infiziert habe. Ist mein Test negativ sind diese Listen für den aktuellen Fall nicht mehr relevant und können nach Ablauf der drei Wochen gelöscht/weggeworfen werden.

Gedanken hierzu:

Warum DREI Wochen? Reichen nicht zwei? – Ich höre zwar immer wieder das die Inkubationszeit bei zwei Wochen liegt, aber sicher ist sicher, jeder reagiert anders und ich möchte auf „Nummer sicher“ gehen.

Durch zufällig generierte email Adressen können keine Bewegungsprofile erstellt werden. War ich exponiert und habe mich angesteckt, können trotzdem meine Kontakte nachvollzogen werden. Die „Datenhoheit“ liegt bei mir. Ich muss mir keine Gedanken machen wer an meine Telefonnummer, meinen Namen, meine persönlichen Daten herankommt.

„Klaut“ jemand diese email Adresse und nutzt diese um SPAM zu verschicken oder sonst einen Unfug damit zu treiben, kann ich leicht nachvollziehen wer nicht so gut auf seine Listen aufpasst, und gegebenenfalls dort Bescheid geben. (Datensicherheit)

Es werden nur die benötigten Daten erzeugt, und diese auch nur herausgegeben wenn sie benötigt werden. (Datensparsamkeit)

„Keine Mail-Adressen mehr in Kontaktlisten“

Einige Bundesländer haben ihre Kontaktlistenverordnungen verändert und möchten nicht das email Adressen angegeben werden. Als Grund wird vom Sozialministerium BW angegeben:

Die Erhebung und Speicherung der E-Mail-Adresse halten wir für unzulässig“, heißt es dazu in einer Stellungnahme des Landesdatenschutzbeauftragtenzu einer früheren Verordnung. Die meisten E-Mail-Nutzer hätten keinen öffentlichen Schlüssel für eine Verschlüsselung. „Auch verfügen die Gesundheitsämter und Ortspolizeibehörden – soweit uns bekannt – in aller Regel leider nicht über die Möglichkeit, mit externen E-Mail-Adressen Ende-zu-Ende-verschlüsselt zu kommunizieren.“ (Quelle: swp.de)

Ich wiederhole das nochmal in meinen Worten:

„Wir sind nicht in der Lage einen Internetdienst zu benutzen, welcher seit über 40 Jahren existiert und wenn er richtig konfiguriert ist eine saubere und sichere Transportverschlüsselung bietet. Darum wollen wir dass jeder seine persönlichen Daten einfach offen überall hinterlässt, weil wir es halt einfach nicht anders können.“

Nein.

Einfach nur: Nein.

Aus mehreren Gründen:

1. Es sollen keine email Adressen „gesammelt“ werden. Kontaktlisten und die Informationen darauf sind für MAXIMAL drei Wochen verfügbar zu halten, und danach zu vernichten.

2. Eine email, welche auf dem Transportweg durchgehend TLS-verschlüsselt unterwegs ist (sofern der email Provider kein unfähiger Volltrottel ist), ist „nicht sicher genug“. Aber ein Telefonanruf, welcher zu 90% der Fälle tagsüber erfolgt bei dem jeder der umstehenden mitbekommt worum es geht ist ok?

Was soll eigentlich an einer simplen email mit „Guten Tag, hier ist „Gesundheitsbehörde“ wir bitten sie aufgrund einer möglichen Infektion mit Covid-19 dringend um Rückruf unter XXXXX“ so unglaublich wichtig das diese email Ende-zu-Ende verschlüsselt übertragen werden muss? Ein Telefonat ist auch nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt, egal ob Festnetz zu Festnetz, Festnetz zu mobil oder mobil zu mobil.

Sorry, aber für mich ist das eine Ausrede. Warum man die Kontaktdaten haben will erschließt sich mir nicht so ganz, ich vermute mal: Faulheit, Inkompetenzen was zeitgemäße Technologien angehen und/oder man möchte es anderen staatlichen Exekutiven einfacher machen diese Daten zu verwenden.

Dieser ganze Prozess klingt recht aufwändig? Wie eingangs erwähnt: Wir haben die Technik. Wer kein Smartphone hat, oder ein „zu altes“ Smartphone hat, kann die von mit beschriebene Vorgehensweise super selbst erledigen. Wer ein Smartphone hat, aber der Corona-App nicht „traut“, der könnte den von Mit beschriebenen Prozess mittels einer App automatisieren. Man drückt einen Button, und die App generiert eine zufällige email Adresse, welche man angeben kann, und die nach 21 Tagen automatisiert gelöscht wird. Kommt eine Mail rein, weis die App direkt ab wann man wo war (GPS oder manuelle Eingabe des Ortes) und kann nach einem positiven Test die Daten auf Knopfdruck übermitteln. (Aber wer der Corona-App nicht traut, der wird vermutlich auch dieser App nicht trauen, also zurück zu Stift und Papier :D)

Fazit: Solange diese Kontaktlisten weiterhin zweckentfremdet werden, ungeschützt irgendwo herumliegen oder irgendwelche, nicht-standardisierte Daten haben wollen, werde ich weiterhin eine anonyme, zufällig generierte email Adresse angeben. Für eine Kontaktaufnahme im Falle eines Infektionsrisikos reicht das völlig aus, und sollte es soweit kommen dass ich mich wirklich infizieren sollte, werde ich gerne auch das Bußgeld zahlen. Das dürfte in diesem Moment ohnehin meine kleinste Sorge sein…

##EDIT/Addendum

Corona Listen für Polizeiliche Ermittlungen:

Warum ist es „so ein großes Ding“ wenn die Polizei solche die vorhandenen Daten nutzt um Straftaten aufzuklären?

Es ist ein verdammt großes Ding. Diese Kontaktlisten wurden nur für einen Zweck eingeführt: Kontaktverfolgung im Rahmen der momentanen Covid-19 Pandemie. Wenn wir es zulassen dass diese Daten zweckentfremdet werden (und ja, das ist eine Zweckentfremdung – bitte einfach mal die Definition von „Zweckgebunden“ und „Zweckentfremdung“ nachschlagen), was hindert andere daran zukünftig jedwede verfügbaren Daten für jedweden Zweck heranzuziehen? Was hindert die Polizei daran zukünftig bei Kleinstdelikten – wie einer Prügelei – auf Überwachungskameras, Gesichtserkennung, Fingerabdruckdatenbanken, Gesundheitsdaten, Kontodaten usw. zuzugreifen?

Wenn ich mich nicht täusche, steht das nicht sogar in der DSGVO? Daten dürfen nur Zweckgebunden erhoben und verarbeitet werden, und müssen danach gelöscht werden?

Die Corona-Listen sind Zweckgebunden. Und zwar an die Kontaktverfolgung im Rahmen von möglichen Corona-Infektionen. NICHT zur Verfolgung von Straftaten.

Aber hey, lassen wir das doch einfach zu. In wenn wir schon dabei sind, lassen wir unsere Strafverfolgungsbehörden sich alle Daten nutzen die es gibt. Es geht ja darum Verbrechen aufzuklären. Also: Voller Zugriff auf Facebook-, Twitter-, Google-, Microsoft-, Appleaccounts, Gesundheitsaten, Rentendaten, Lohnabrechnungen, Konten und sonst eben alles. Dann werden bestimmt alle Verbrechen restlos aufgeklärt! Oh. Warum bekomme ich jetzt andauernd Strafzettel? Ach ja… ich hab das GPS an meinem Smartphone an gelassen als ich da letzens beim Überholen mal drei km/h zu schnell in der 50ger-Zone war… Hä? Eine Vorladung weil da letztens einer auf dem Marktplatz überfallen wurde? Ach stimmt ja… Ich war ja in dem Café um die Ecke und hab mit einen Kaffee geholt… Warum bekomme ich jetzt einen Brief von der Krankenkasse dass meine Beiträge erhöht wurden weil ich angeblich zuviel Pizza esse? Ach stimmt, der Zugriff wurde ja vor einem Monat auch für die Krankenkassen gewährt… Mist. Wurde verhaftet. Mein Bewegungsprofil von Google Maps deckt sich mit einigen Straftaten hier in der Gegend. Neben mir sind noch 51 andere hier. Was sag ich nur meiner Frau wo ich bin? Ich hoffe das wird nicht in meiner Akte erwähnt. „Verdächtigt mehrere Einbrüche begangen zu haben“ liest sich sicher nicht so gut auf der Vitae…

Schon mal „1984“ gelesen?

Übrigens: Die Angabe einer anonymen email Adresse hindert die Polizei nicht daran mich trotzdem zu kontaktieren und um Hilfe zu bitten. Ich wüsste auch keinen Grund warum ich nicht dabei helfen sollte eine Straftat aufzuklären. Nur ist es bei dem beschriebenen Prozess mir überlassen ob ich antworte und werde nicht von einem Türklingeln und zwei Beamten vor der Türe, oder einem Brief mit einer „Vorladung zur Zeugenaussage“ überrascht.

Weitere interessante Artikel hierzu:

https://www.datenschutz-notizen.de/corona-kontaktlisten-daten-her-polizei-5826942/

https://netzpolitik.org/2020/corona-kontaktlisten-wenn-die-polizei-dich-nach-dem-restaurantbesuch-anruft

Corona Kontaktverfolgung (done right) Weiterlesen

Mozilla… What the fuck is wrong with you?

In den letzten Tagen habe ich mich immer und immer wieder mit meinen Browsern beschäftigt. Ich versuche meine Daten möglichst nicht bei Firmen oder anderen zentralen Stellen abzuladen. Bisher hatte ich Mozilla eigentlich als eine recht neutrale Instanz im Hinterkopf, was Datenschutz angeht. Eine Instanz welche der „Underdog“ im Kampf gegen die Webkit/Blink übermacht ist. Nachdem Selbst Microsoft mittlerweile von Trinity (Internet Explorer) auf Webkit bzw. Blink gewechselt ist, wird es recht dünn auf dem Markt für Browserengines. Eigentlich gibt es nur noch zwei nennenswerte Engines. Webkit/Blink und Gecko.

Nur kurz zur Klärung:

„Blink“ ist ein Fork von Webkit. Blink und Webkit haben dieselbe Codebase, auch wenn Blink unabhängig vom Webkit Projekt entwickelt wird, teilen sich beide die Codebase und Funktionieren in etwa gleich. Der Unterschied zwischen Blink und Webkit sind einige Features wie z.B. das Auslagern von Teilen des Codes in eine Sandbox oder das parallele Benutzen von mehrerer Kerne. Da beide Engines, was das Darstellen von Webseiten angeht gleich funktionieren, betrachtet man im Ganzen Blink und Webkit als dieselbe Engine in verschiedenen Ausführungen. Man könnte es in etwa wie Chrome und Chromium sehen.

Webkit ist ursprünglich vom KDE Team entwickelt worden bis Apple irgendwann gedacht hatte: „Hey, das is cool, das nehmen wir für Safari“. Später kam dann Google mit Chrome bzw. Chromium dazu, kopierte Webkit und hat mit Blink „sein eigenes Ding“ gemacht.

Der Einfachheit halber: Wenn ich „Webkit schreibe, meine ich immer Webkit und Blink.

Mittlerweile hat Webkit sehr viele andere Engines Verdrängt. Opera, früher mit den Engines Presto und Elektra sind 2013 auf Webkit umgestiegen. (sind wir ehrlich, Presto und Elektra waren aber auch beschissene Engines. Wenn ich daran denke wie oft Opera Webseiten nicht anzeigen konnte oder Fehler hatte weil die Engine es nicht darstellen konnte…). Mausgestensteuerung und andere Extras wie Mailclient usw. waren allerdings nicht schlecht.

Safari hat schon immer die KHTML/Webkit benutzt, Bleibt nur noch Trinity.

Trinity war oder ist der „Internet Explorer“. Auch diese Engine ist mittlerweile gestorben. Edge, der neue Browser von Microsoft ist mittlerweile auch auf Webkit aufgebaut. Edge Legacy nutzt mit „edgeHTML zwar auch eine eigene Engine, diese basiert wiederum auf einer modernisierten Version von Trinity. Da Edge „legacy“ früher oder später allerdings eh verschwinden wird…

Was bleibt noch übrig?

Mozilla mit der Gecko Engine.

Gecko ist die Rendering-Enginee von Firefox, Seamonkey, Thunderbird, Pale Moon, Waterfox, Cyberfox und diversen anderen, auf Mozilla basierenden Browsern.

Hier eine kurze, aber aufschlussreiche Übersicht über die verschiedenen Browserengines:

https://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_browser_engines

Hier eine Auflistung der bekannten Webbrowser:

https://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_web_browsers

Die momentane Verbreitung der einzelnen Engines ist allerdings sehr einseitig. Laut Statcounter ist Chrome, beziehungsweise Webkit weltweit ungeschlagen, und mit weitem Abstand auf Platz 1:

Hier mal ein Paar Zahlen.

Ich habe Alle Browser welche weniger als 0,1% Marktanteil belegen unter „Andere“ zusammengefasst. Hierzu fallen unter anderem Konsolenbrowser (PS4), oder diverse Browser wie Obigo, Openwave oder der AOL Browser, sowie verschiedene Abwandlungen des Firefox oder Chrome Browsers wie Waterfox oder Brave. Mit unter 0,1% Marktanteil würden sie in diesem Artikel ohnehin nicht ins Gewicht fallen:

BrowserEngineMarktanteil in %
ChromeBlink65,89
SafariWebkit16,65
FirefoxGecko4,26
Samsung InternetBlink3,43
OperaBlink2,05
EdgeBlink1,91
UC BrowserBlink1,47
IETrinity1,28
Edge LegacyEdgeHTML0,98
AndroidBlink (Vermutlich)0,48
360 Safe BrowserBlink0,3
QQ BrowserWebkit/Trinity0,29
Yandex BrowserBlink0,27
PuffinBlink0,14
Coc CocBlink0,11
AndereVerschiedene0,49

Aber nun zurück zum Thema.

Zählen wir mal zusammen. Blink und Webkit kommen zusammen auf 92,22% Marktanteil. Hierbei habe ich Den Android Webview Browser und den QQ Browser nicht mit eingerechnet. Gecko kommt auf magere 4,26% Marktanteil, Microsofts Anteil mit Trinity und edgeHTML kommen auf 2,26% – welcher früher oder später ebenfalls zu Webkit/Blink wechseln wird. Bedeutet 1,26% spalten sich auf andere Browserengines auf, wobei Browser wie Waterfox oder Brave welche die Gecko bzw. Blink-Engine benutzen auch unter „Andere“ gelistet sind. (Genaue Daten kann man unter dem oben genannten Link beim klick auf „Statcounter“ oder unten in den Quellenangaben finden).

Warum aber nun dieser LANGE Ausflug in die Statistik? Nun ja. Wenn man über Webbrowser diskutiert, kennt in der Regel selbst der unbedarfteste Benutzer die Namen „Firefox“ und „Chrome“. Das sind in der heutigen Zeit die bekanntesten Browser, deren Namen jeder schon irgendwann einmal gehört hat.

Schaut man sich nur die Verbreitung der Browser auf PCs und Laptops an, ist Mozilla mit etwas über 8% vertreten. Auch keine wirkliche „Größe“.

Warum könnte das ein Problem sein?

Sehen wir es mal von der Seite: Blink/Webkit wird im Gegensatz zu Gecko größtenteils von gewinnorientierten Firmen entwickelt. Namentlich: Google, Facebook, Microsoft, Opera Software ASA, Adobe Systems, Intel, IBM, Samsung, Apple (Webkit) und diversen anderen. Gecko wird größtenteils von Mozilla selbst entwickelt und vorangetrieben. Dass Mozilla, welche sich größtenteils aus Spenden finanzieren, nicht mit Firmen wie Google und Facebook mithalten können was Entwicklungsarbeit angeht, dürfte eigentlich klar sein.

Was haben wir also momentan? Eine Monopolisierung der Browserengine. Ist eine Funktion oder ein Element nicht mit Blink/Webkit kompatibel, wird es auf 92,22% aller Browser nicht, oder falsch dargestellt.

Viele Webentwickler werden sich noch an die Zeiten erinnern in denen man die „IE Browser-weiche“ einbauen musste um bestimmte Elemente kompatibel zum Internet Explorer anzeigen zu können.

Versteht mich nicht falsch, Sollte Blink/Webkit eines Tages 100% Marktanteil erreichen, und es faktisch keine andere Rendering-Engine mehr geben, würde das die Arbeit von vielen Webentwicklern vereinfachen. Man müsste nur eine einzige Engine pflegen, keine Browser-weichen einbauen, nicht 3 verschiedenen CSS-Attribute pflegen… Es würde VIELES vereinfachen.

Allerdings haben wir dann eine Engine, welche von einigen wenigen Firmen gepflegt wird. Und genau das sollte man verhindern.

„Absolute Macht korrumpiert“ – Was hindert diese Firmen daran die Browserengine so umzuschreiben das Telemetriedaten automatisch gespeichert und verschickt werden? Funktionen, die keinen Gewinn bringen werden nicht implementiert. Protokolle, welche nicht den Zielen der Entwickler zuarbeiten werden ignoriert oder nicht eingepflegt.

Es heißt nicht umsonst „Konkurrenz belebt das Geschäft“.

Aber nun zu Mozilla.

4,26%

Als ich angefangen habe diesen Artikel zu schreiben dachte ich mir noch. „Naja, so um die 20 bis 23% Marktanteil wird Firefox schon haben. (In Deutschland allein stimmt das sogar) Immerhin haben die ja einen echt guten Browser.“ Ich selbst nutze… pardon NUTZTE Firefox ja auch schon seit beinahe 16 Jahren. (Firefox 1.0 wurde im November 2004 veröffentlicht) und war bis dato die einzige wirklich brauchbare Alternative zum Internet Explorer. Um so mehr war ich geschockt als ich den weltweiten Marktanteil auf allen Plattformen von unter 5% gelesen hatte. Warum?

Ich bin mittlerweile kein Nutzer von Firefox mehr. Einige Funktionen und Entwicklungen haben mir den Browser gehörig verdorben. – Hier möchte ich ansetzen.

1. Firefox Normandy.

Wer Chrome benutzt, der weis das Google mitliest. Wer Chrome mit einem Google Account benutzt, der weis dass Google die Chrome-Instanz auch beeinflussen kann. Diese Funktion ist besonders für Enterprise-Unternehmen sehr interessant, da man den Browser – ähnlich wie den Internet Explorer und Edge – Innerhalb seiner Firma anpassen kann. Über den „Google Enterprise Admin“ kann man seinen Mitarbeitern einen Chrome zu Verfügung stellen der beispielsweise, eine eigene Startseite hat, oder mit bestimmten Erweiterungen daherkommt. Man kann viele Schräubchen drehen, bis hin zu Black- und Whitelists für bestimmte Webseiten. Allerdings benötigt man dazu eben den Enterprise Admin. – oder einen Google Account. (Wobei ich stark davon ausgehe dass Google auch ohne einen Account auf Chrome Einfluss nehmen kann, aber diese Funktion habe ich (noch) nicht gefunden)

Mozilla hingegen hat „Normandy“. (https://wiki.mozilla.org/Firefox/Normandy/PreferenceRollout)

Normandy gibt Mozilla eine umfassende Kontrolle über Firefox.

Was kann Normandy alles verändern? Naja, wenn ich das richtig verstanden habe:

  • Installieren/löschen von Erweiterungen
  • Jedes Flag in „About:config“
  • De-/Aktivieren bestimmter Features

Was mich mehr verunsichert ist, wie detailliert Mozilla dieses Feature anbietet. Man kann diese Änderungen anhand vieler Details ausrollen:

  • Firefox Version
  • Firefox „Kanal“ (Stable, Nightly, Beta)
  • Prozentsatz an Benutzern
  • Land
  • Installierte Sprachdatei
  • Installierte Addons
  • Alter des Profils
  • Anhand bestimmter Werte in der Telemetrie (OS, Ram, Festplatte, Nutzungsdauer, etc)
  • Beliebige Einstellung des Browsers

Was nach einer verdammt guten Funktionalität zum Einsatz in Unternehmen klingt, wäre auch richtig Cool… Wenn es nicht standardmäßig installiert und für alle Benutzer aktiviert wäre.

Das bedeutet: nach einer Standardinstallation hat Mozilla die volle Kontrolle über meinen Browser. Und wenn Mozilla will, kann sich mein Browser auch ganz komisch verhalten. Hier ein Screenshot von einem Frisch installierten, nicht konfigurierten Standard-Firefox ohne eingerichteten Sync-Account nach dem ersten Start:

Ich möchte hier nichts unterstellen, aber ein saurer Nachgeschmack bleibt hier doch hängen. Besonders die Flags „app.normandy.user_id“ und „app.normandy.enabled“ stoßen mir sauer auf.

Keine Nachfrage, kein Hinweis. Still und heimlich wird diese Funktion aktiviert. Eine Funktion welche Mozilla Vollzugriff auf alle Einstellungen, alle Daten und das komplette Profil gibt.

In meinen Augen… Ist das eigentlich ein Musterbeispiel für eine Backdoor.

2. Telemetrie

Ja, Jeder Browser sammelt Nutzerdaten. Dennoch sind in ALLEN Browsern von Mozilla (Mobile, Desktop) Nutzerdaten aktiv. Ich weis nicht ob es ein Fehler in einem Update, ein versehen oder Absicht war, aber bei meinen Firefox Instanzen auf Telefon und Desktop waren die „Sende Nutzungsdaten an Mozilla“ aktiv. Nachdem ich sie abgeschaltet hatte.

3. Tracker

Ich habe mir mal „Pocket“ angeschaut. Besonders deren Datenschutzrichtlinie. Und… nein.

Pocket mag eine nützliche Funktion sein, aber als fester Bestandteil eines Browsers? Sorry, aber ich lasse mich nur ungern tracken.

Dazu die neuesten Änderungen in der Mobilen Firefox Version. Ich möchte hier nicht in einen „früher war alles besser“ rant verfallen, aber was unter anderem abgestellt wurde sind z.B. die Einstellungen unter „about:config“ – vermutlich möchte man nicht mehr das der User in alle Einstellungen eingreifen kann?

Der ‚neue‘ Firefox ist sehr reduziert. Ich habe mich ernsthaft gefragt warum soll ich Firefox verwenden, und nicht doch Fennec?

Ich könnte hier noch einige andere Punkte aufzählen, die allerdings eher persönliche Vorlieben und Abneigungen sind. Z.B. Mozillas permanenter Versuch Chromes ‚Features‘ zu kopieren, nach zubauen und dabei zu verkacken.

Und mal ehrlich, warum soll ich eine schlechte Chrome Kopie verwenden?

Wie schon geschrieben habe ich mich in den letzten Tagen etwas intensiver mit Browsern beschäftigt. Einerseits da ich von Polynomial-C auf Normandy aufmerksam gemacht wurde, andererseits da ich unter Linux eine einfachere Möglichkeit habe Browser zu installieren und zu analysieren. Außerdem musste ich mich nach meiner etwas genaueren Analyse von Firefox ohnehin nach einem neuen Browser umschauen.

Was ich von meinem Browser erwarte?

  • Stabil
  • Schnell
  • Kompatibel mit aktuellen Webtechnologien
  • Datensparsam
  • keine Tracker
  • Eine Synchronisation meines Profils oder eine einfache Backup-Möglichkeit

Die Synchronisation ist hier Nebensache. Unter Linux sollte ein Browserprofil mittels eines recht einfachen Bash-Scripts eigentlich ziemlich einfach zu sichern sein.

Bisher habe ich Firefox verwendet. Einfach nur weil ich kein Chrome nutzen wollte. Neben Firefox hatte ich Chromium. Die Google-freie Version des Chrome Browsers. Allerdings hat Chromium trotzdem die Sync-Funktion von Chrome. Firefox ist aus den oben genannten Gründen keine Option mehr.

Ich nutze in der Regel immer mehrere Browser. Auch um Probleme mit Webseiten abzufangen. Ich versuche daher immer einen Webkit/Blink Browser, einen Gecko Browser und einen „neutralen“ Browser ohne Addons oder Erweiterungen zu behalten.

Ich habe einige Browser ausprobiert. Und bin letzten Endes an Brave und Waterfox hängen geblieben. Waterfox ist ein Fork… nein. Eher ein Derivat von Firefox. Auch wenn Waterfox eine ältere Codebasis von Firefox verwendet, ist Waterfox zumindest ohne Normandy oder andere Tracker. – Noch.

Waterfox hat zwar auch eine Sync-Funktion, welche sich mit Mozillas Dienst abgleicht, aber Ich muss ihn ja nicht benutzen. Mein Profil kann ich immer noch recht einfach mittels Rsync und meinem Homeserver synchronisieren. Gegebenenfalls auch über meinen dedicated Server im Internet.

Brave ist der Browser aus der Webkit/Blink Familie, und hat eine Synchronisierungsfunktion welche ohne zentralen Server auskommt. Man erstellt eine Synchronisierungskette mit mehreren Geräten (Auch Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets). DAS fand ich sehr angenehm. Dazu kommt ein Webe und Trackingblocker.

Natürlich (wie sollte es auch anders sein) haben beide Browser auch ihre Schattenseiten. Waterfox wird wohl zum Großteil von einer Werbefirma finanziert. Allerdings hat der Maintainer wohl einen Vertrag geschlossen welcher völlige Freiheiten gewährt. Bisher habe ich zumindest noch keine versteckten Tracker oder andere Überwachungsfunktionen gefunden.

Brave hatte vor einigen Monaten eine Art „Bravegate“. Hierbei hatte Brave bei einigen Links einen Ref-Link angehängt um über Affiliate Partner Geld zu verdienen. Ohne Rückmeldung an ihre Benutzer ein Unding. Allerdings wurde die Funktion deaktiviert. Ein weiteres cooles Feature: Alles was man Braucht um Brave selbst aus dem Chromium Projekt zu erstellen stehen im Brave Git öffentlich zur Verfügung.

Hier noch ein kleiner Nachtrag den ich erst später gefunden habe. Ein Video welches die Browserverteilung mal visualisiert darstellt. (Herzlichen dank an den Pie Chart Pirate)

Quellen:

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